Historie

Aus der Geschichte der Gesellschaft RESERVE e.V. 1858

"Die Mitglieder schwärmten für ihren Verein und waren ihm von Herzen allzeit zugetan. 1868, zehn Jahre nach der Gründung, wurden die ersten Statuten geschaffen und unterzeichnet von dem damaligen Präsidenten und Hauptmann Adolf Liertz.


In §1 wurde festgelegt:
"Der Zweck des Vereins ist die gesellige und bildende Unterhaltung sowie das kameradschaftliche Zusammenhalten der Mitglieder, um bei Festlichkeiten und öffentlichen Aufzügen des St.-Sebastianus-Schützenvereins Düsseldorf-Stadtmit- te die Reserve-Kompanie zu stellen.‘
Das Leben und Treiben in Kompanie und Gesellschaft war von Anfang an sehr rührig.
Im Laufe der Jahre wurden diese Statuten mehrmals geändert, aber dem Leitsatz im §1 blieb die Gesellschaft treu. In voller Stärke und mit Begeisterung für das Schützenwesen nahm man an den öffentlichen Umzügen teil und war im- mer zur Stelle, wenn es galt, die Liebe zur Vaterstadt öffentlich zu bekunden.”


Text: aus der Chronik zum 100-jährigen Bestehen der Reserve, 1958

Schützenfest & Kirmes

Schützenfest in den Jahren nach dem Krieg: Festzug durch die Trümmerlandschaft der Innenstadt.
Schützenfest in den Jahren nach dem Krieg: Festzug durch die Trümmerlandschaft der Innenstadt.

Schützenfest und Kirmes sind unbestrittener Höhepunkt des Reserve- Jahres. Spätestens wenn der Präsident zum Kirmesauftakt seine Amtskette an die Hauptleute übergibt und auf diese Weise symbolträchtig die Gesellschaft zur Kompanie wird, werden aus Bürgern Schützen, die in fünf Zügen ein ganzes Bataillon im ‚Großen Verein’ stellen.
Berichte, aber auch Fotos aus den ver- schiedenen Jahrzehnten ähneln sich in frappierender Weise, ist doch die Uniform seit 1872 immer gleich geblieben. Ledig- lich am Hintergrund sind verschiedene Epochen auszumachen: Schützenzüge durch die Straßen Düsseldorfs vor der Kriegszerstörung, Reserve-Uniformen in der Trümmerlandschaft der Nachkriegs- jahre, die 50er und 60er-Jahre mit Alt- stadtstraßen, in denen es außer Kneipen noch zahlreiche Geschäfte gab. Und auch die Mode der Damen lässt auf alten Fotos Rückschlüsse auf die Entstehungszeit zu.


Der Ablauf jedoch ähnelt sich: Der erste Kirmestag ist reserviert für die Ehrungen und die bereits erwähnte Übergabe der Gesellschaft an die Hauptleute. An die- sem Abend werden nicht nur die Jubilare geehrt, verliehen wird auch die höchste und seltenste Auszeichnung der Reserve – die Albert-Kanehl-Nadel, mit der pro
Jahr nur ein Reserve-Kamerad geehrt wird. Ihren Namen verdankt sie Albert Kanehl, der bis 1967 Präsident der Reserve war.

Ein eigenes Bataillon

Höhepunkt des Sonntags ist die Parade auf der Reitallee vor dem Schloss Jägerhof. Nie ist die Reserve so vollzählig wie beim Einzug in die Reitallee. Und nie ist die Reserve eine so stolze Gesellschaft wie im Moment der Ankündigung, dass die „Gesellschaft Reserve aufgrund ihrer Größe ein eigenes Bataillon bildet“. Ein Bataillon übrigens, das immer am Schluss des Schützenzuges zieht und sich selbst daher als Höhepunkt des gesamten Festzuges wahrnimmt und fühlt.

Waldkönig und Waldfest

Seit 1920 veranstaltet die Reserve in jedem Jahr ein Waldfest, bei dem ein Waldkönig ausgeschossen wird.

 

Der Waldkönig gehört für das Königsjahr dem Vorstand mit beratender Stimme an.

Als Heinz Köhne 1977 Waldkönig wurde, fiel ihm zunächst einmal auf, wie schwer die Königskette mit den Jahren geworden war. Immerhin hatte seit 1920 jeder Waldkönig eine Münze zur Erinnerung an sein Königsjahr gestiftet. Nicht nur, dass einige der Münzen und Medail- len bereits auf dem Rücken des jeweiligen Königs getragen werden mussten: Einer, so erinnert sich Heinz Köhne, hatte offen- bar der ‚König der Könige’ sein wollen und sich selbst darum an zentraler Stelle verewigt – und auf diese Weise das Gleich- gewicht der Kette komplett verändert. Dar- um entstand die Idee, zum 120-jährigen Jubiläum eine neue Kette anzuschaffen.

 

Zu diesem Zweck wurde zunächst einmal eine Kommission berufen, der neben Heinz Köhne und seinem Zugführer Raimund Salm auch Vizepräsident Helmut Blei angehörte. Nachdem erste Vorstellungen der Kommission diskutiert waren, nahm man Kontakt mit Goldschmied und Designer Norbert Ferkinghoff auf, der auch die Präsidentenkette der Reserve geschaffen hat.

Nach dessen Entwurf fertigte Heinz Köhne ein Pappmodell der heutigen Kette, das dann auch den Vorstand überzeugte. In akribischer Arbeit hatte er auf diesem Modell dargestellt, wie auf der Tellerscheibe der neuen Kette die Waldkönige von 1920 bis 1978 verewigt werden sollten. Zentrum der neuen Kette sollte das geschwungene R der Reserve werden, hin- ter diesem sollten einige Blätter den Wald symbolisieren, dem der Waldkönig seinen besonderen Titel verdankt. Dass der König der Reserve ein Waldkönig ist, hat übrigens einen ganz unspektakulären Grund: Ab 1920 fand nämlich das Schießen zunächst im Grafenberger Wald, später im Neandertal statt – für die Städter eben „mit- ten im Wald“. Einmal – so erinnert sich Heinz Köhne – fand das Schießen aller- dings auf einem Schiff statt – natürlich wurde der Sieger trotzdem ein Waldkönig – später dann auch in Krefeld oder Ratingen.


Um die Kette langfristig aufnahmefähig für neue Könige zu erhalten, entwarf Ferkinghoff eine besondere Gliederkette, die der Kette auch für spätere Jahre Stabilität verleihen sollte.

Realisiert wurde die Kette dann allerdings nicht zum Jubiläum 1978, sie wurde erst 1990 fertiggestellt. Immerhin besteht sie aus massivem 925er-Silber. Als erster König ist dort aber der Waldkönig von 1978 ‚verewigt’. Raimund Salm hat damals eine Münze des um das Waldfest frisch gewählten Papstes Johannes Paul I. ausgesucht (der übrigens zum Zeitpunkt des Krönungsballs schon verstorben war, er war nur 33 Tage im Amt).

 

Seitdem hat jeder Waldkönig wieder eine Medaille als Erinnerung an sein Königsjahr gestiftet. Dabei habe durchaus nicht jeder eine Medaille gewählt, die den Proportionen der Kette entspricht, hat Raimund Salm schon beobachtet. Das sei zwar im Überschwang der Gefühle verständlich, schöner aber wäre es, wenn die Gesamtwirkung der Kette erhalten bliebe.

 

Dem Vorschlag, den Waldkönig bei seiner Auswahl mit leichtem Druck zu ‚beraten’, sei jedenfalls der Vorstand bislang nicht näher getreten.

Die Fahne der Gesellschaft

"Gestiftet von den Damen der Gesellschaft"
Wer schon einmal einen Schützenzug, vor allem eine Schützenfahne, gesehen hat, kennt sie, die sogenannte ‚Damenschleife’.

 

Eine entsprechende Sammlung hatte der Vorstand auch bei der Anschaffung der aktuellen Reserve- Fahne 1991 bereits in die Wege geleitet. Das Problem: Die Kommission, die mit dem Entwurf einer neuen Fahne beauftragt war, hielt eine solche Damenschleife schlicht für „überflüssig“.

 

Gleichzeitig plante die Fahnenkommission (bestehend aus Helmut Blei, Heinz Köhne und Raimund Salm) für die Fahnenspitze „auf keinen Fall ein Massenfabrikat“. Goldschmied Norbert Ferkinghoff, der bereits die Kette für Präsident und Waldkönig entworfen hatte, schuf die gewünschte Spitze, die damals allerdings schon stolze 2.500 DM kosten sollte. Die markante Spitze mit dem geschwungenen R erhielt dann zur Zufriedenheit aller die Gravur „gestiftet von den Damen der Gesellschaft“

Die „alte” Fahne von 1968.
Die „alte” Fahne von 1968.

Trotzdem wollte der Verein nach dem Krieg eine neue Fahne, die zum 90-jährigen Bestehen 1948 geweiht wurde. Für diese vierte Fahne entwarf Arthur Schmidt das geschwungene R.

 

Zehn Jahre später dann gönnte sich die Reserve zum 100. Geburtstag wieder eine neue Fahne, 1968 wurde die von Ernst von der Beek entworfen Fahne zum Schützenfest geweiht. Sie wurde 1991 durch die jetzige Fahne ersetzt.

Zwei Jahre nach der Gründung der Reserve wurde nach Entwürfen des Malers Oppenheim die erste Fahne angeschafft. Sie zeigte das Stadtwappen und auf der Rückseite die Inschrift „St. Sebastianus Schützenverein Düsseldorf, Kompanie Reserve”.

 

Diese zuletzt im Museum verwahrte Fahne fiel den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges zum Opfer. Schon 1876 entwarf der Maler Grotjohann die zweite Fahne, die bis 1908 im Gebrauch war. Zum 50-jährigen Bestehen wurde die dritte Fahne angeschafft. Sie wurde nach der zwei- ten gestaltet, war aber größer und schwerer.


Die leichtere zweite Fahne wurde daher immer noch für Beerdigungen benutzt und deshalb in der Wohnung des Fahnenträgers aufbewahrt, wo sie den Krieg überstand.

 

Trotzdem wollte der Verein nach dem Krieg eine neue Fahne, die zum 90-jährigen Bestehen 1948 geweiht wurde. Für diese vierte Fahne entwarf Arthur Schmidt das geschwungene R. Zehn Jahre später dann gönnte sich die Reserve zum 100. Geburtstag wieder eine neue Fahne, 1968 wurde die von Ernst von der Beek entworfen Fahne zum Schützenfest geweiht. Sie wurde 1991 durch die jetzige Fahne ersetzt.


Bildergalerie aus dem Archiv

Aus den zahlreichen Bildern von über 160 Jahren Vereinsgeschichte, haben wir hier eine kleine Sammlung zum durchklicken bereitgestellt.